Tessiner Alpen, 1920, Kohlezeichnung, 20 x 35 cm |
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Lotte Hörmann-Siller: Allein Gott zum Ruhme Band III des Gesamtwerkes von Lotte
Hörmann-Siller in drei Bänden.
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Aus den
lyrischen Tagebüchern |
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November 1934 Wenn die Gewalt der Landschaft wuchtend niederdrückt, Landstraßen endlos in die Weite gehen, Herbststürme alle Heimat ferne rückt, - Dann zieh ich wandernd meine Straße hin, - Von der Unendlichkeit des Himmelsraum umwölbt. |
Was in verklärter Hülle farbenfroh geformt, Zieht jetzt nach innen, nimmt sich wieder aus den Dingen fort. Und was vertraut und nah in sommerlicher Schöne, Harrt einsam nun und fern im Blick der Ewigkeit! Die Häuser alle, Wege, Acker, Tier und Mensch Ist eines nun vor Dir, Herr, der Du sie umfängst. |
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3. Mai. 18. Ich habe so oft mich vergebens gemüht Statt stille vor meinem Gotte gekniet. Hab in den lauten Tag mich gedrängt Statt in Gottes Tiefe mich liebend versenkt. Mußt immer haben ein hastvolles Tun Statt einsam in meinem Gotte zu ruhn. Nie wirst du große Sehnsucht los Kennst du dies quälende Suchen bloß. Sei stille und warte auf Gnade nur Ganz sicher erlebest du Gottes Spur. Dann nimm ihn mit, und schaffet zu zwein Wie köstlich muß so deine Arbeit sein. |
2. Okt. 1920 Mit tausend Fäden fühl ich wieder mich gebunden an meine Erde, Du mein weites Land; und tausend Wunden bluten wieder neu, wo überwunden glaubte ich den Schmerz und stille. - So fein dünkt mich hätt ich die Fäden abgeknüpft, und zuckend, brennend reißen wieder sie am Herzen mir. Unlösbarer als je schein ich gekettet. Der Regen wohl hat sanfte Schleier mir vor meinen Blick gesenkt, - und ach - aller gute Wille ist dahin, seh ich nur eine Linie, die mich tief entzückt und warmer Sonnenfarben leuchtend frohe Pracht. Ein selger Duft von ferner Bläue, - so wird mein Herz bedrängt mit innerlicher Stärke und nichts, ach nichts, scheint mir so wert zu sein, als hingebend zu verschmelzen sich den Dingen und ganz, ganz tief in aller Schönheit sein.- Ach, kann man sich vom eignen Leben trennen? In welchen Abgrund stürze ich; werd wieder ich geboren, blühen neue ungeahnte Quellen mir entgegen, und wächst mir neue Kraft, wo ich der alten bar? Mit tausend heißen Fragen dräng ich zu meinem Gott, zu meinem Selbst mich hin. Ach helfe mir, daß wert ich bin ein Mensch zu sein. - |
Blick vom Siebengebirge auf den Rhein, Pastell 1955, 30 x 40 cm |
Einsamkeit
Hofgeismar
Sept. 1956 |
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28. Aug.
23 Wanderlied Immer muß ich die Weite der Felder in meinem Herzen tragen, Immer muß der Rhythmus der Fernen in meinem Blute schlagen, Immer muß ich den dampfenden Atem der Erde verspüren, Jagende Wolken müssen den Reigen in mir anführen. |
Oh, daß ich einmal ganz ein Dank und ein Loblied könnt werden, Mit allem Jubel und Blühen und schwerem Schreiten der Erden, Und alle nicht endende Glut der unerschöpfbaren Schöne So innig mit meiner armen Begrenztheit versöhne, Daß im klingenden Kreis der Kraft und der ewigen Güte, Ein glühender Tropfen aus Gott mein flammend Gemüte. |
Wie wollt ich in Demut und heiliger Schönheit mich beugen, Alltäglich neu dich, mein Gott, im Strom der Liebe bezeugen. - |
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Osterlicht | Fluten vom silbernen Mond, |
Das keine Falte sich kalt Noch im Dunkel versteckt, Und nicht bewegt und entrückt Im österlich-göttlichen Lichte erneut und gewandelt ersteht. |
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