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Öffentlichkeitsarbeit Vor allem mußten die Zeichnungen und Bilder fixiert und mit neuen Passepartouts und Rahmen versehen werden. Reproduktionen wurden angefertigt, die vielversprechende Reaktionen auslösten bei Galeristen, auf Kunstmärkten, Presseredakteuren und dem Museumsdirektor der Villa Zanders in Bergisch Gladbach. Ihm wurden die gerahmten Originale im Atelier präsentiert. An einem schönen Tag im Mai 2000 fährt die Mitarbeiterin an diesem Projekt, die Künstlerin Dina Savi, mit zum "Von der Heydt-Museum" nach Wuppertal. Die Direktorin möchte sogleich zwei Originale geschenkt bekommen. Zu Besuch bei Lottes Verwandten in Barmen, "Obere Lichtenplatzer Straße", erfahren wir, daß Lotte von 1910 bis 1922, neben dem elterlichen Wohnsitz in der "Hohenstaufenstraße", auch die großmütterliche Villa an der "Adolf-Vorwerk-Straße" am Toelleturm bewohnte. Sie war Treffpunkt aller Sillerscher Anverwandten zu Festlichkeiten und gemeinsamer Bildbetrachtung im- und expressionistischer Originale, deren Einfluß in einigen Bildern von Lotte Siller aus der Zeit von 1918 bis 1924 erkennbar ist. - Lottes Onkel, der Kunstliebhaber Walter Siller, verheiratet mit Mathilde Weskott aus der Mitbegründerfamilie der Bayerwerke (Johann Friedrich Weskott), kaufte nach seiner Auszahlung diese Bilder. Dabei wurde er künstlerisch beraten von dem Direktor des "Von der Heydt-Museums" (1902 1929), Friedrich Fries. |
April 23. Oh, diesen Tag
hat mir das Herz gebrannt, |
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Weiterhin wird uns gesagt, daß Lotte schon
ab ihrem 12. Lebensjahr nach Italien, Kassel, Bremen,
Frankfurt reiste, in den Schwarzwald und zur Schweiz. In Dachau und München nahm sie Zeichen- und Malunterricht. Ab 1916 arbeitete sie, mit Unterbrechungen, drei Jahre im Berliner Sozialdienst, wobei die Menschenstudien entstanden. |
"Brücke von Cernobbio", Kohlezeichnung 20 x 30, 1910, älteste erhaltene Zeichnung von Lotte Siller. |
Berlin, 15. November 1920 "Und doch, sind manchmal nicht Mit-Leidens warme Wellen und eignem Menschentumes Gotteskraft, sind manchmal sie nicht zarte Silberbrücken, drauf Menschenseelen zueinander wandeln?" |
Arbeiterin in Berlin, 1917, Kohle, 20 x 30 |
Nach diesem Ausflug in die Kunst- und
Lebensgeschichte lockt die Seelen-Landschaft Lottes. Am
Toelleturm, nahe der großmütterlichen Villa, die
derzeit von einem Bildhauer genutzt wird, liegt "vor
der Haustür ihrer Kindheit" die auch heute noch
"Scharpenacken" genannte Landschaft (jetzt
Militärterrain) in großartiger Weite und Tiefe, mit
Wegen zu fernblauen Hügelketten, am hohen Himmel
vereinzelt weiße Wolken. Ihre Kinderseele muß über
viele Jahre bei solchem Anblick sich gebildet haben, wie die
unsrige in diesem Augenblick: In Dutzenden von Bildern
und Zeichnungen hat sie diese Eindrücke verarbeitet, wie
auch in zahlreichen Gedichten, wovon das folgende, 1921
während eines Heimataufenthaltes verfaßt, die ihr Leben
umspannende Inspirationsquelle unmittelbar
ausspricht, "Scharpenacken (Heimatweg)"
benannt: |
Hoch schlagen die Wogen meines Herzens, o
Erde; ich schreite in Demut und Freude! |
Wie einst erinnert das maifrische, schon
recht hohe Gras ans "Lottekind", wie sie noch
in ehrwürdigem Alter von Freunden brieflich angeredet
wurde. Hier mag sie als Kind oft gelegen haben, neben
weitausladenden Sträuchern, unter blühenden Bäumen,
bei dem Summen der Bienen zwischen Blumen und
sprießenden Halmen: Schneeweiße, in bizarren Gebilden
sich wandelnde Wolken hoch oben am azurblauen Himmel - im
Jahr 1916 wie heute für uns: |
Hörmann-Siller malte und zeichnete zeitlebens vor der Natur. "Und versinkt die Sonne vor meinem Blick, In meinem Herzen noch leuchtet's zurück." |
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Still lieg ich in der Sonne, und trage froh
mein Glück, Keine laute Freude ist's, die mein Herz entzückt. Ist nur der Bäume Rauschen, der Berge fernstes Blau, Der Sonne lichtes Glänzen, was ich liebend schau. Es ist das tiefe Fühlen des Eins-Sein und der Ruh, Was am allerschönsten Natur gibst ja nur du. |
Aus dem Erlebnis des geistig-seelischen
Wirkens dieser Frau, durch die Natur, entspringt die Idee
zu einem Buch, das ihre Lyrik, Zeichnungen und Bilder als
Einheit erfaßt,- getreu der Losung der letzten Strophe
eines Gedichts vom 6. Juli 1919:
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